Wir sind im Iran

Wir sind wieder einmal geflogen. Fliegen ist halt schon schön und stressfrei. Mich erinnert dieser Grenzübertritt an die erste Einreise nach China. Die Gefühle sind gemischt, man hat einiges von Reisenden über das Land gehört, in den Medien wird viel erzählt und nun sind wir hier und wollen uns selber unsere Meinung bilden.

Der erste Eindruck ist - wie soll man sagen - sehr gut, supi, fabelhaft, überraschend...

Die Grenzkontrolle verläuft so schnell und ohne Kommentar wie selten. Nach dem Geldwechsel machen wir uns auf zum Taxistand. Hier sind sie wie überall und verlangen viel zu viel. Am Infoschalter erfahren wir, dass ein Bus in die Stadt fährt und wir von dort aus mit ÖV weiter können. So machen wir uns, mit 4 weiteren Touris auf den Weg. Vom Bus in die U-Bahn und da fängt es an. Wir sind die reinste Attraktion. Die einen schauen scheu, andere lächeln uns zu, wir Frauen werden fixiert und die Mutigen quetschen uns aus. Am Schluss winken die Frauen Rotsch zum Abschied zu. Im Hotel werden wir herzlich von 3 Studentinnen empfangen, die ein Foto mit uns machen wollen. Der an der Réception fragt ob wir nun hier seien für ein Zimmer oder nur zum fotografieren.

Nun ist es an der Zeit, mich ordentlich einzukleiden. Darauf habe ich mich schon lange gefreut ;-)
Eingereist bin ich mit meinem Halstuch um den Po und hochgeschlossenes Jäckli, wobei ich bei den 23 Grad in Teheran fast verschwitze. Zudem kommt man sich neben all den chic gekleideten Frauen ziemlich doof vor. Wir finden einen Markt mit einem Kleiderladen nach dem anderen. So cooool. Hmmm, keiner hat ein Shirt, welches über den Po reicht. Sind wir nun im Iran oder nicht?!? Wir werden trotzdem fündig und kaufen ruckzuck ein Shirt, Jeans und ein neues Kopftuch für mich. Meine hitzschwitz Kleider packe ich in die Einkaufstüte und schlendere als neuer Mensch aus dem Laden (inkl. Zetteli am Füdli aber das sieht man ja nicht unter dem Shirt...). Die Verkäuferin lernt seit 2 Monaten Deutsch und hat diese Gelegenheit genutzt. Sie zeigt mir wie man das Kopftuch trägt und packt mir die Jeans (die ich nicht will, da ich ja meine schon trage) in die Tüte. Auch Opi ist ganz verwirrt, als wir "ohne Jeans" aus dem Laden laufen.

Was nun, es ist schon finster aber wir haben beide noch keine Lust um ins Hotel zu gehen. Wir gehen auf ein Käfeli ins Sofreh Khane Ayyaran Kaffee. Ein Kaffee ist gut...
Wir kriegen Tee, Gebäck, 3 Kaffees und bezahlen nur unsere 2 bestellten Käfelis. Der Besitzer quetscht uns aus, was wir den vom Iran denken und von den Leuten, erzählt uns von Amerika und und und. Der eine Kellner, ein altes Manndli, kommt zu jedem Tisch mit "Esfan" (oder so irgendwie). Ein Topf mit Kohle in der Hand, nimmt er den Russ, verteilt ihn kreisförmig und murmelnd über den Köpfen und klopft einem am Schluss auf den Rücken. Das bringe Glück, gute Gesundheit und Geld.

Ja, das war unser erster Nachmittag und Abend in Teheran. Wir freuen uns schon auf morgen.