Ein Tag bei der usbekischen Botschaft

Wir wissen, dass im Moment unsere Berichte eher visumlastig sind, es lässt sich nun mal nicht vermeiden. Guten Mutes und voller Vorfreude steuern wir morgens um 8:00 Uhr die usbekische Botschaft in Almaty an (sie öffnet im übrigen offiziell um 9:30 Uhr). Mut und Vorfreude sind dann relativ schnell verflogen, lungert doch schon eine beachtliche Anzahl Leute vor dem Gebäude herum. Zum Teil in Decken eingehüllt! Rita hört bei 40 Nasen auf zu zählen.

Was bleibt uns anderes übrig als auch ein wenig herumzulungern. Kurze Zeit später spricht mich ein Brite an, ob ich wisse, wie das hier funktioniere. Wir haben beide keine Ahnung, so geht das warten weiter (ausser den Tarifen für die Visa sind keine Infos in Englisch erhältlich, nur russisch), bis wir beschliessen, dem Wachhaus einen Besuch abzustatten. Und siehe da, einer der Polizisten grübelt eine Warteliste (Ausschusspapier, DIN A4) aus seiner Schublade, wo wir uns eintragen können. Der Brite Nummer 6, ich 7, Rita 8. Wir sollen um 14 Uhr wieder kommen, Visas werden nur nachmittags ausgestellt.

Kurz vor 14 Uhr treffen wir wieder dort ein, gemäss der Warteliste sollten wir ja nicht allzulange warten. Zwei andere (ebenfalls britische) Touristen sind auf Position 16 und 17. Aber nach 2 Stunden warten, beginnen sich unsere Befürchtungen zu bewahrheiten, dass diese Liste wohl gar nicht von oben nach unten abgearbeitet wird. Was tun? Wir haben den Tipp erhalten, den Polizisten was zu stecken. Aber wie vorgehen?

Unter den Wartenden befindet sich auch eine kasachische "Visum Support Export" (gemäss ihrer Visitenkarte), und das Beste ist: sie spricht englisch UND kasachisch! So erfahren wir, dass sie sich den Weg in die Botschaft erkauft. Ich bin allerding nicht minder fleissig und frage sie geradeheraus, was es denn kosten würde, wenn sie unsere Anträge mitnehmen würde. Wir hatten alle notwendigen Dokumente, sollte eigentlich kein Problem sein. Sie meint, dass sie dies machen könnte, und dass wir nix dafür bezahlen müssten, wow. Und sie kommt in der Tat vor uns in die Botschaft rein.

Leider, leider will der Konsul bei diesem Spiel nicht mitspielen, so sind keine Visa in unseren Pässen, als sie zurückkommt. Sie hilft uns danach allerding weiter, indem sie den Polizisten erklärt, dass wir gewillt wären, etwas zu bezahlen. Es ist nun schon 16:30 Uhr, und offiziell wird die Botschaft um 17:00 Uhr geschlossen. Wir können es allerdings vorwegnehmen, die Botschaft bleibt heute sogar bis etwa 18:30 Uhr geöffnet, was für ein Service!

Der Akt der Bestechung findet nicht in der Öffentlichkeit statt, obwohl es offensichtlich ist. Der Polizist meint, dass wir keine Chance mehr hätten, da sie bald schliessen würden. Ich insistiere allerdings noch ein wenig, und deute an, dass ich das Geld geben würde, sobald wir ein Visum im Pass hätten. Er sagt mir, dass ich draussen warten soll. Die nächste halbe Stunde warten wir draussen, er gibt immer wieder Zeichen, dass wir uns gedulden sollen. Um etwa 18:00 Uhr nimmt er mich rein in seinen Wachposten und hält die Hand auf, ich gebe ihm das Geld und verliere damit meine Bestechungs-Unschuld.

15 Minuten später sind wir in der Botschaft drin. Wir erhalten unsere Visa, diejenigen für die Briten will er nicht machen, da es ja schon so spät sein und sein Boss auf ihn warte (wir haben ja gerade nur etwa 5 Stunden gewartet, nicht wahr?). Ein kleiner Schönheitsmakel bleibt: er hat unsere Visa mit falschen Gültigkeitsdaten versehen, und diese dann nur von Hand korrigiert und einen entsprechenden Vermerk hingeschrieben. Wenn das nur gut kommt an der usbeksichen Grenze, Fortsetzung folgt.